Kreisweite Plakataktion zum Thema “Schwangerschaft und Alkohol”
Arbeitsgruppe klärt über die Folgen von Alkoholkonsum in der Schwangerschaft auf.
Schwangerschaft und Alkohol? Sollten sich eigentlich ausschließen. Eigentlich. „Ich bin derzeit mit unserem zweiten Kind schwanger. Es ist erschreckend, wie oft Schwangere gut gemeinte Tipps wie: ‚Ein Glas Sekt schadet nicht.‘ oder ‚Ach, der Alkohol verkocht doch!‘ noch immer zu hören bekommen, betont Rebecca Kündiger, Netzwerkkoordinatorin Frühe Hilfen vom Landkreis Cloppenburg. Gemessen daran, dass man bis heute jedoch keine unbedenkliche Menge Alkohol identifizieren konnte, „finde ich das – mit Blick auf die Leidtragenden, nämlich die Kinder, die dann ihr Leben lang mit den Auswirkungen zu kämpfen haben, absolut tragisch“.
Folgen vielen nicht bekannt
Die Folgen des Alkoholkonsums sind auch heute vielen noch nicht bekannt. „In der Fachstelle Sucht und Suchtprävention nehmen wir wahr, dass nicht allen Frauen die Risiken des Alkoholkonsums während der Schwangerschaft bewusst sind, da sie während dieser sensiblen Phase trotzdem konsumieren“, betont Katharina Deeken, Präventionsfachkraft allgemeine Suchtprävention. Neben der Beratung der schwangeren Frauen begleitet die Fachstelle auch die Frauen, die mit den Folgen des mütterlichen Alkoholkonsums während der Schwangerschaft leben (müssen).
Im Rahmen der Ausstellung „Zero“, die 2022 im Kreishaus zu sehen war, wurde der Entschluss gefasst, noch mehr Aufklärungsarbeit zum Thema „FASD“ (Fetal Alcohol Spectrum Disorders = Fetale Alkoholspektrumstörungen) im Landkreis Cloppenburg zu leisten. Beteiligt an einer nun startenden Plakataktion sind der Sozialdienst katholischer Frauen, die Stiftung Edith Stein – Fachstelle für Sucht und Suchtprävention Cloppenburg, die Gesundheitsregion, das Netzwerk Frühe Hilfen und die Kreisjugendpflege. „Wir wollen das Thema mehr in den Fokus der Öffentlichkeit rücken und gegebenenfalls weitere Aktionen zu dem Thema planen“, erklärt Christoph Essing von der Gesundheitsregion. „Denn der Verzicht auf Alkohol in der Schwangerschaft wirkt zu 100 Prozent.“
Unterschiedliche Schädigungen möglich
Unter FAS versteht man das Fetale Alkoholsyndrom. Es kann entstehen, wenn Frauen in der Schwangerschaft Alkohol trinken. Es zählt zu den Fetalen Alkoholspektrumstörungen (FASD). Je nach Alkoholmenge führt es zu unterschiedlich ausgeprägten Schädigungen beim ungeborenen Kind.
Diese Schädigungen sind nicht immer bei der Geburt zu erkennen und werden erst im Verlauf der Kindheit deutlich. Dabei sind häufig das Gehirn und die körperliche und geistige Entwicklung betroffen. Diese führen zu lebenslangen Schädigungen und können oftmals nicht wieder ausgeglichen werden. Die Kinderärztin Dr. med. Beate Poggemann aus Cloppenburg begrüßt jede Aktion, die Alkoholkonsum in der Schwangerschaft einschränkt: „Die Kinder werden häufig wegen ihrer Unruhe mit dem Verdacht auf ADHS vorgestellt. Allerdings können ADHS-Patienten, wenn sie gut betreut sind, lernen. Beim FASD wissen sie es einen Tag und vergessen es am nächsten Tag wieder.“
Aufmerksam machen und sensibilisieren
Mit einer Plakataktion und mit weiterführenden Informationen auf der Homepage der Gesundheitsregion (www.gesundheitsregion-clp.de) wird nun auf das wichtige Thema aufmerksam gemacht:
Die Plakate wurden vor Kurzem im gesamten Landkreis verteilt und hängen nun in Apotheken, Hausarztpraxen, Kinderarztpraxen und Frauenarztpraxen.
„Ich bin begeistert, dass wir durch die Arbeitsgruppe, die hier entstanden ist, die Thematik weiterhin im Blick behalten und somit eine vermeidbare Erkrankung bei Kindern weiter eindämmen“, freut sich Eva Grave vom Sozialdienst katholischer Frauen Cloppenburg.
Vor allem Mythen rund um Schwangerschaft und Alkohol möchte die Arbeitsgruppe ausräumen. Zum Beispiel glauben viele, dass als „alkoholfrei“ gekennzeichnete Getränke auch tatsächlich über 0,00 Prozent Alkohol verfügen, obwohl viele noch eine geringe Menge Restalkohol haben. Oder dass ganz geringe Mengen schon nicht schaden würden, egal ob in Getränken, im Essen oder im Kuchen. „Meine Zielgruppe sind die Mütter von morgen. Ich hoffe sehr, dass wir es durch Aufklärung schaffen, mit diesen gefährlichen Mythen aufzuräumen“, sagt Kreisjugendpflegerin Alexandra Pille.
Bild: v.l. Alexandra Pille, Eva Grave, Christoph Essing, Rebecca Kündiger, Katharina Deeken